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Welche Sonnenbrille jedem Mann steht und was das einzige No-Go ist

Ob retro, radikal oder randlos: Bei der Sonnenbrille ist erlaubt, was auffällt. Manches Modell passt jedem Mann. Andere gar nicht.

Von allen Accessoires, die ein Mann tragen kann, ist die Sonnenbrille vielleicht das ehrlichste. „An der Sonnenbrille erkennt man, ob einer modebewusst ist, extrovertiert – oder eben nicht. Wenn die Brille schreit: Schau mich an!“, sagt Veronika Hartmann vom Brillengeschäft Hartmann in der Wiener Innenstadt mit Blick auf den Stephansdom.

Und was würden die aktuellen Sonnenbrillenmodelle so rausschreien? Am ehesten: Alles geht, alles ist erlaubt, Grenzen gibt es nicht mehr. „Man hat Narrenfreiheit, es gibt keine Tabus“, sagt Hartmann.

Der Zeitgeist trägt Retro – mit kalkulierter Lässigkeit. „Es kommt alles wieder, was mal war“, sagt Hartmann.

Bei den Sonnenbrillen ist alles erlaubt

Randlose Modelle erleben ein Comeback, bunte Gläser in allen nur denkbaren Abstufungen zwischen Himbeerrot, Gelb, Orange und Rauchgrau sind gefragt. Sehr en vogue sind Brillen im rohen Industrial-Look, bei denen man auch die Nieten sieht.

Und: „Es darf auch wieder Brille sein.“ Das heißt übersetzt: Sie darf auffallen, gerne groß sein und einen stattlichen Rahmen haben. Dick darf er sein. Hornoptik, Schwarz oder bunt, Acetat in Schildpatt-Optik – was früher mitunter auch nach einem Altphilologen klingen konnte, heißt heute in schönstem Lifestyle-Deutsch Statement-Brille.

Auch die weiße Sonnenbrille geht bei Männern wieder

Lange galt auch sie als geschmackliches Wagnis – die weiße Brille. Zu südländisch, nichts für blasse Österreicher. „Es hieß, das ist eher etwas für Italien oder Spanien, für Männer mit dunklerem Teint“, sagt Hartmann. Doch inzwischen ist der Ruf rehabilitiert. Wer heute Weiß trägt, tut das nicht aus Unwissen, modischer Verwirrung, sondern mit voller Absicht. Weiße Gestelle feiern nicht nur in der klassischen Wayfarer-Form ein Comeback. In der kanadischen Comedyserie Schitt’s Creek etwa trägt David Rose, der stilbewusste und überdrehte Spross einer gestrandeten Luxusfamilie, mitten in der Provinz eine dick gerahmte Cat-Eye-Brille in Schneeweiß.

Entworfen wurde das Modell übrigens von Dan Levy, der nicht nur die Rolle spielt, sondern auch das Design selbst in die Hand nahm. Wer sich traut, gewinnt. Oder sieht zumindest so aus. Verglichen mit Wien würden sich Herren in Paris beispielsweise mehr trauen, findet Hartmann. Und man hört durch, dass in Österreich schon auch noch mehr gehen könnte.

Funkiges zum Anzug

Die Mode geht seit geraumer Zeit generell „in Richtung lässig“, sagt Hartmann. Was man an Sneakers zum Anzug sieht, erkennt man nun auch im Gesicht: „Auch funkige Brillen sind zum Anzug erlaubt.“ Wo früher zwei Brillen nötig waren – eine fürs Businesstreffen, eine fürs Wochenende – reicht heute eine mit Persönlichkeit.

Nur eines ist für Hartmann ein absolutes No-Go: „Wenn sie viel zu klein ist, wo der Bügel einengt.“ Eine Sonnenbrille muss sitzen und Haltung haben. Und Abdrücke auf der Haut sind schon gar nicht cool, egal bei welchem Typ. 

Crown Panto für alle

Was hingegen jedem Mann steht, ist laut Hartmann eine Crown Panto. Charakteristisch für dieses klassische Modell sind die leicht angehobenen oberen Ecken, die der klassisch runden oder ovalen Glasform eine markante Kontur verleihen. Ergänzt wird das Retro-inspirierte Design durch einen Schlüssellochsteg, der der Fassung Leichtigkeit und Raffinesse verleiht.

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Eine Crown Panto steht jedem Mann, hier ein markantes Modell von Lesca, ca. 400 €

©Hersteller

Für alle, die besonders männlich wirken wollen, empfiehlt die Expertin ohne lange nachzudenken die Brillen aus dem Hause Sato. Die wirken, als hätten sich Zen und Dekadenz die Hand gereicht. Inspiriert von den 1990er-Jahren, übersetzt das Label vertraute Formen in etwas Strenges, Kostbares. Darin kann auch schon einmal Titan oder Platin stecken. 

Gefertigt werden die Stücke in Japan – per Hand, die Serien sind streng limitiert. Dafür muss man aber schon etwas tiefer in die Geldtasche greifen.

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Scharfes Teil, diese Avior-T von Sato, ca. 1.300 €.

 

 

©Hersteller

Die Sonnenbrillen der Marke Ray-Ban wirken da etwas demokratischer – schließlich sind sie auch günstiger. Als im Februar 2025 durchsickerte, dass der Rapper A$AP Rocky künftig das kreative Steuer bei der Traditionsmarke übernimmt, war die Überraschung groß – und die Erwartungen nicht minder. Welche Vision der stilprägende Musiker mitbringt, darüber wurde viel spekuliert. Nun ist seine erste Kollektion da.

A$AP Rocky machte die Ray-Ban-Brillen dick

Und sie kommt nicht leise daher. Die „Blacked Out“-Serie macht genau das, was der Name verspricht: Sie taucht drei ikonische Ray-Ban-Modelle – Wayfarer, Clubmaster und Balorama – in tiefstes Schwarz. Die Gläser sind dunkel, die Gestelle ebenso, und selbst die sonst dezent gehaltenen Designelemente tragen jetzt Gold. Dazu sind die Rahmen dicker als beim Original. Offenbar hat sich A$AP Rocky den aktuellen Trend, wonach Brille wieder Brille sein darf, zu Herzen genommen.

The Met Gala red carpet arrivals in New York City

Rapper A$AP Rocky hat das kreative Steuer bei  der Ray-Ban übernommen .

©REUTERS/ANDREW KELLY

Der Rapper, der als Ästhet zwischen Streetstyle und High Fashion gilt, hat die Klassiker nicht neu erfunden, aber stilistisch ins Extreme getrieben. Und er ist damit voll im Trend, wie wir gelernt haben.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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